Gut besuchte Veranstaltung "Ist Gasförderung ohne Fracking problemlos?"

 

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Ein sehr vielschichtiges Publikum konnte Ralf Lange, Vorsitzender der Engagierten Bürger Hünxe, zur Informationsveranstaltung über Gasbohren mit und ohne Fracking begrüßen. Lokale Vertreter von CDU, SPD, Grünen und EBH, die Interessengemeinschaft „Gegen Gasbohren“, ein Vertreter der Thyssen Vermögensverwaltung, Rechteinhaber im Feld Wesel Gas und etwa sechzig interessierte Bürger aller Altersstufen waren erschienen.

Der wissenschaftliche Leiter des Labors für Petrophysik an der Universität Bonn, Dr. Georg Nover, beschrieb zunächst die drei unkonventionellen Lagerstätten von Erdgas: Flözgas (CBM), dichter Sandstein (Tight Gas) und Schiefergas (Shale Gas). Die gewinnbaren Gasmengen werden in der Politik oft weit überschätzt. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) nennt 830 Mrd m³, was für eine Vollversorgung Deutschlands über neun Jahre theoretisch reichen würde. Mengeneinschränkungen aufgrund von Infrastruktur an der Oberfläche wurden hierbei allerdings nicht berücksichtigt.
In Polen, das über ein etwa gleich großes Vorkommen an nicht-konventionellen Lagerstätten wie Deutschland verfügt, begann Exxon 2008 mit der Erkundung dieses Potentials mittels Fracking, hat aber 2012 die weitere Erkundung und Förderabsichten wieder eingestellt, weil der Förderaufwand nicht lohnt.

 In den USA liegen Erfahrungswerte zur Förderrate neuer Bohrungen vor: Innerhalb eines Jahres beobachtet man einen Rückgang des Fördervolumens um 60-70 %. Zum  Ausgleich werden dann viele zusätzliche Bohrungen niedergebracht.

Der Aussicht auf Gasgewinnung stehen eine Reihe von Problemen gegenüber. Zunächst müssten in unserem dicht besiedelten Raum zahlreiche Straßenanbindungen und Bohrplätze in Fußballfeldgröße gebaut werden. Die Bohrungen sind riskant, da immer ein gewisser Prozentsatz von ihnen Leckagen in der Verrohrung aufweisen wird, in denen Gas ins Grundwasser entweichen und Salzwasser aus tieferliegenden Horizonten aufsteigen kann. Die Gasförderung aus Kohleflözen ist zwangsläufig mit der Förderung großer Mengen sogenannter Formationswässer  gekoppelt, was Bergsenkungen zur Folge hat. Dies alles bezieht sich auf das Gasbohren ohne Fracking, eine Methode, mit der allerdings nur ein sehr kleiner Gasanteil gewonnen werden kann.

Beim Einsatz von Fracking kommen weitere Problemfelder hinzu. An der Oberfläche müssen Speicherbecken für belastetes Wasser errichtet werden, das später entsorgt werden muss. Jede einzelne Bohrung benötigt nicht nur 10.000 m³ Wasser, sondern es werden auch 100 m³ Chemikalien und Stützmittel, sogenannte Additive, ins Bohrloch gepresst, die im Rücklauf  des Fracking-Fluids zum Teil wieder zutage treten. Diese Additive enthalten auch Zusätze die als giftig oder krebserregend eingestuft sind. Im Produktionszyklus wird der Druck im Förderohr abgesenkt, damit Gas und Wasser gemeinsam gefördert werden.

Leider folgt die Realität nicht immer der Theorie. Gerade in unserer Region gibt es, anders als in den USA, zahlreiche tektonische Störungen und Altbohrungen über die das freigesetzte Gas und das Fracking-Fluid unkontrolliert ins Grundwasser gelangen können. Da die genaue Rezeptur der Fracking-Fluide ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis ist, das erst durch chemische Analysen an den rückgeflossenen Wässern (Back-Flow) indirekt aufgedeckt werden kann, ergeben sich zusätzliche Probleme für die Behandlung oder Entsorgung.

Das Einbringen der Chemikalien und der Fracking Prozess selber bedingen dass eine alternative Nutzung des Untergrunds durch z.B. Gas-Kavernenspeicher, Gas-Porenspeicher, oder auch die Nutzung geothermischer Energie kaum noch möglich sind. Weiterhin sind die Trinkwasserversorgung und die Gewinnung von Mineralwässern gefährdet.

Mit Ausnahme des Rechteinhabers im Feld Wesel Gas sprach sich das Publikum geschlossen gegen das Gasbohren aus. Die Frage, auf welchen rechtlichen oder politischen Wegen dies zu verhindern sei, fiel allerdings nicht in den Fachbereich des Referenten.